Selbst Dinge zu reparieren, Lebensmittel zu retten oder einen Tauschschrank kennenzulernen, vermittelt wertvolle Praxiserfahrungen zum nachhaltigen Konsum. Das Projekt MehrWertRevier bringt deshalb Nachhaltigkeitsinitiativen wie Reparatur-Cafés oder Gemeinschaftsgärten mit Bildungseinrichtungen zusammen, um gemeinsame Aktionstage und Praxisprojekte anzustoßen. Ein tolles Beispiel dafür ist seit März an der Volkshochschule in Brühl zu sehen – und bald auch zu schmecken. Im Rahmen von zwei Projekttagen entstanden unter Anleitung der Initiative Ostgarten, die im Sommer 2021 von Brühler Bürger:innen ins Leben gerufen wurde, zwei Hochbeete auf dem grünen Außengelände der VHS.
Planung in zwei Workshops
Bevor die ersten Hände in die Erde griffen, wurden in zwei Workshops zum Thema „Nachhaltige Ernährung“ die Grundlagen gelegt. Hierbei hatten die Schüler:innen aus zwei Abschlussklassen der Schulischen Weiterbildung nicht nur Gelegenheit, Wünsche für die Pflanzenauswahl in den Beeten zu nennen, sondern auch konkrete Planungen zu erstellen. Die jungen Erwachsenen übernahmen jeweils Patenschaften für eine Pflanze, beschäftigen sich intensiver mit ihnen und kümmerten sich um die Voranzucht. Unterstützt wurden sie dabei von Rita Stadtfeld, einer Ehrenamtlichen der Initiative Ostgarten, die aus den Ideen der jungen Leute liebevoll gestaltete Beetpläne erstellte. Gurke, Brokkoli, Spinat, Physalis, Knoblauch, Chilli, Mangold und Tomate sollen in den Kästen aus Paletten heranwachsen und Früchte tragen.
Einblicke in die Arbeit von foodsharing und Besuch des Ostgartens
Der offizielle Startschuss für die Projekttage fiel dann am 25. März 2024. Bei der Initiative foodsharing erfuhren die rund 20 Schüler:innen Wissenswertes über Lebensmittelverschwendung und konnten selbst probieren, wie lecker scheinbar „abgelaufenen“ Produkte noch schmecken können. Ein besonders prägnantes Beispiel war ein Joghurt, der auch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch genießbar war – eine Erkenntnis, die zum Umdenken anregte. Anschließend ging es weiter zum Ostgarten. Auf dem Gelände eines ehemaligen Bolzplatzes wird in Hochbeeten Obst und Gemüse angebaut. Das Ziel des Urban Gardening-Projekts ist es, Menschen beim gemeinsamen Gärtnern zusammenzubringen und zu zeigen, dass auch innerhalb der Stadt leckere Früchte und Gemüsesorten angebaut werden können.
Zurück im Schulhof der VHS setzten die Schüler:innen mit viel Enthusiasmus und unter fachkundiger Anleitung von Rita Stadtfeld die Grundsteine ihrer Hochbeete. Aus Paletten, Hochbeet-Noppenfolie, Drahtgitter und Kaffeesäcken waren die soliden Rahmen schnell hergestellt. Gemeinsam etwas zu schaffen, sich dabei gegenseitig zu unterstützen und am Ende ein konkretes Resultat zu sehen - eine willkommene Abwechslung zum eher theorielastigen Schulalltag, wie eine Schülerin treffend bemerkte.
Werkeln und kreative Lösungen finden
Der zweite Projekttag stand dann ganz im Zeichen der Fertigstellung und Bepflanzung der Beete. Als die Erde eingefüllt und die ersten Pflanzen gesetzt wurden, zeigte sich der Ideenreichtum der Schüler:innen. Ob nun eine Rankhilfe für die Gurken gefragt war oder eine Gießkanne fehlte – die Teilnehmenden fanden kreative Lösungen und bastelten aus vorhandenen Materialien die benötigten Gegenstände. Zur Verpflegung kochte eine Schülerin Suppe aus foodsharing-Suppengrün. Am Ende des Tages sorgte noch eine Diskussion über die korrekte Bezeichnung von Karotten für unterhaltsame Momente. Heißt es nun Möhre, Mohrrübe, Rüebli oder Karotte?
Stolz auf ihre Beete, erwarten die Schüler:innen gespannt das Wachsen ihrer Pflanzen. Ihre Begeisterung und ihr Einsatz zeigten deutlich, dass Gartenarbeit, Handwerk und nachhaltiger Konsum nicht nur Arbeit bedeuten, sondern auch richtig Spaß machen können.